Der Job als Schauspieler

Sarah sitzt mit abgeknabberten Fingernägeln bei einem ominösen Imagefilm in Hamburg. Ein großer schicker Raum im Hamburg Mitte ist Drehort für einen Internetanbieter, irgendwas mit Glücksspielen. Sarah wackelt ungeduldig mit ihren Arbeitsblättern hin und her, um ihre Nervosität zu unterdrücken. Doch Lampenfieber hat die 38-jährige Schauspielerin schon lange nicht mehr, sie befürchtet, mal wieder um die Gage betrogen zu werden.

Schlechte Aussichten, enormer Ansturm

Sarah ist nur eine von tausenden von arbeitslosen Schauspielern in Deutschland. Die Gage für den Imagefilm wird Sie nie sehen, für 80 Euro einen Anwalt einzuschalten lohnt sich nicht. Irgendwo im Internet schwirrt jetzt ein Video von ihr herum, in dem sie die Vorzüge des Online-Glücksspiels anpreist. Irgendwie hat alles schon falsch angefangen, bemerkt sie später. Die Schauspielschule in Berlin schien mehr am Geld interessiert zu sein, als am Talent.

Die meisten Schauspieler werden ihn wohl nie erhalten (c) Alexander Hauk / www.alexander-hauk.de / pixelio

Die staatlichen Schulen haben sie abgelehnt, doch sie wusste schon immer, dass es nur die Schauspielerei sein sollte. Eine Alternative gibt und gab es nicht. Ihre Freunde fangen an, ihr sanft zuzureden, dass es gut wäre, jetzt umzuschulen, den Traum ad acta zu legen, doch Sarah liebt, was sie tut. Sie fragt nicht nach dem warum, sie weiß, dass es richtig ist. Denn Schauspielerin ist kein Beruf, sondern Berufung und keine Statistik dieser Welt kann sie davon abbringen.

Deutsche Serien und Hollywood

Jede Rolle, die einem unbekannten Schauspieler in Deutschland geboten wird, sollte angenommen werden, empfiehlt der Leiter einer renommierten Schauspielschule in Hamburg. Große Gelder für spannende und neue Serien sind kaum vorhanden, die Festanstellung im Theater rar, deshalb lohnt sich auch eine Soap. Seichte Arbeit ist besser als keine Arbeit, obwohl natürlich jede Schauspielerin vom Kino träumt. Das ist das Paradoxe: Der Markt boomt, die Zahlen sprechen dagegen. Wahrscheinlich hat Hollywood den Traum einfach zu gut verkauft. Ob Berlin, Hamburg oder München, viele Schauspieler sind arbeitslos, schlecht bezahlt, freiberuflich auf Zeit angestellt oder arbeiten schon lange in einem anderen Job, Vollzeit. Entweder man muss selbst arbeiten oder man hat Eltern, die Geld überweisen. Doch irgendwann wird es kritisch. Eine Freundin von Sarah hat schon mit Ende 20 umgeschult und ist jetzt Krankenschwester. Ein Albtraum, zumindest für Sarah. In allen Hollywood Filmen schafft es der geprügelte Hund, das arme Mädchen, der gescheiterte Junge nach ganz oben, wenn sie nur bissfest bleiben. Im wahren Leben gibt es eine begrenzte Anzahl von Rollen. Und viel zu viele Bewerber.

Dies ist ein Gastbeitrag der Autorin Antje Sachwitz

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One Response to “Der Job als Schauspieler”

  1. Sarah 31. August 2012 at 13:40 #

    so sieht’s leider aus…

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